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Autos 1969

by wbartl@proseco.at
Auto 1969

Die Autos und Highlights des Jahres 1969

„It was the summer of sixty-nine“, singt Bryan Adams in dem bekannten Song … „Those were the best days of my life“ Der Sommer und auch das Jahr 1969 bleibt sicher vielen in guter Erinnerung. Das war eine aufregende Zeit, in der viel passiert ist. Woodstock, Vietnamkrieg und auch die Mondlandung waren prägende Ereignisse. So sind uns Apollo 11 oder Neil Armstrong Begriffe, mit denen wir etwas anfangen können. Das im Jahr 1969 auch ARPANET, der Vorläufer unseres Internet gegründet wurde, ist schon weniger Menschen bekannt. Aber kaum jemand erinnert sich daran, welche Autos damals „in“ waren und darum soll es in diesem Artikel gehen.

Ford Capri

Das erste Highlight, das ich beim Durchblättern einer alten Autozeitschrift aus dem Jahrgang 1969 entdeckt habe, war der Ford Capri. Henry Ford war zu dieser Zeit eher für den Ford Mustang bekannt, mit dem er in den USA den Durchbruch geschafft hatte. Nun kam er mit dem sportlichen und deutlich kleineren Capri im Jänner 69 auf den Markt.

Total auf Emotionen ausgerichtet, mit einer sportlichen Form, dennoch Platz für Erwachsene im Fond. Als Motor konnte man Anfangs von 1,3 bis 2,3 Liter wählen und es gab etliche Ausstattungsvarianten.

Dabei war die Bezeichnung Capri nicht neu bei Ford. Sie wurde bereits beim US-amerikanischen Lincoln Capri in den 1950ern und beim Ford Consul Capri 1962 bis 64 verwendet.

Der Ford Capri sollte ein möglichst breites Spektrum abdecken, daher kamen im Laufe des Jahres immer neue und stärkere Motoren dazu wie Ende 69 der in Großbritannien erhältliche 3000 GT mit Ford Essex-Dreiliter-V6 und 138 PS.

Interner Wettstreit bei VW und Audi

Audi gehörte damals ja schon zum VW Konzern. Dennoch wurde ein interner Wettstreit geführt, wer die besseren Autos baut.

So brachte VW, gemäß seiner „Käfer“ Konzeption den VW 411 mit Heckmotor und Luftkühlung. Der VW 411 war das bis dahin größte Auto von VW. Kennzeichen der ersten Serie waren Scheinwerfer in ovaler Form und einer Zweifadenlampen für Fern- und Abblendlicht. Im Laufe des Jahres kam der Kombi dazu und der Motor wurde mit einer besseren Motordämmung ausgestattet. Statt der anfänglich verwendeten ovalen Einfachscheinwerfer erhielten alle Modelle runde Doppelscheinwerfer mit Halogenlampen.

Audi blieb weiterhin seiner Frontantriebs-Strategie treu und konterte mit dem Audi 100. Interessant dabei ist, dass der Motor des Audi 100 aus der Daimler Benz Schule stammte. Daimler Benz war ja einige Jahre Mutterfirma der Auto Union. Audi hieß damals übrigens noch Audi NSU Auto Union AG. Die Motoren waren längs eingebaute Reihenvierzylinder mit seitlicher Nockenwelle und Vergaser und wurden von 80 bis 150Ps angeboten (https://de.wikipedia.org/wiki/Audi_100/A6)

Der Audi 100 war der Vorläufer des uns heute bekannten Audi A6.

BMW, vorhandene Autos sind keine Alternative

Was hatte BMW dem entgegenzusetzen? Den BMW 2500! „Wir hatten nicht die Absicht mit dem großen BMW eine Alternative zu vorhandenen Automobilen zu bauen. Sondern ein Automobil, zu dem vorhandene keine Alternative sind“, so BMW damals in der Automobil Revue.

Manche strenge Autohistoriker sehen in dem BMW 2500 den Nachfolger der V8 Typen 2600 bzw. 3200. Diesmal ein 6-Zylinder, bei dem der höhere Preis nicht mehr Gewicht oder größere Abmessungen bedeuten, sondern mehr Leistung, mehr Komfort und bessere Fahreigenschaften. Durch versetzten Nachlauf leichtgängigere Lenkung und Servolenkung, Niveauregulierung sowie Sperrdifferenzial machten dieses Auto aus.

Die technischen Daten: 150PS, von 0 auf 100 km/h in 9,4 sec. bei 200 km/h Spitzengeschwindigkeit.

Neuheiten am Genfer Autosalon 1969

Das spiegelt sich auch am Genfer Autosalon 1969 wider. Vom wirtschaftlichen Viersitzer bis zum exklusiven Coupe der sportlichen Spitzenklasse war alles vertreten.

  • Der AMI 6 von Citroen mit einer neuen Karosserie, großen Fensterflächen und einer nach hinten geneigten Heckscheibe.
  • Der Typ 16 von Renault mit der Kraftübertragung durch einen hydraulischen Wandler und elektronischer Steuerung der Schaltvorgänge im Planetengetriebe
  • Der K 70 von NSU mit wassergekühltem Vierzylinder Motor und Frontantrieb
  • Peugeot 504 als Coupe und Cabriolet. Beide mit Einspritzmotor
  • Fiat 130 mit 2,9 Liter Sechszylinder V Motor mit hinterer Einzelradaufhängung
  • Neue Modelle der Opel Kapitän, Admiral und Diplomat. Opel Diplomat hat jetzt elektronisch gesteuerte Einspritzung

Sicherheit und Innovationen 69

Die Branche beschäftigte sich intensiv mit Leistungssteigerung. Auch bei der Mittelklasse, die eher wenig Hubraum hatten, war Leistung gefragt. Gleichzeitig wurde aber auch am Verbrauch gefeilt. die Einspritzung, obwohl technisch aufwendig, wurde immer weiterentwickelt und immer öfter eingesetzt. Da die Leistung immer höher wurde, war auch das Fahrwerk ein großes Thema. Die Konstrukteure versuchten Lenkverhalten, Bremsverhalten und ruhigen Lauf zu verbessern und tüftelten an den Radaufhängungen. Schon damals zeigte sich, dass der Motorsport ein gutes Mittel war, um Techniken zu testen und dann für die Allgemeinheit auf die Straße zu bringen.

Der Sicherheitsgurt hielt Einzug. Er wurde zwar bereits früher erfunden, aber bislang nur in Flugzeugen und im Motorsport eingesetzt. Jetzt etablierte er sich auch auf der Straße. Volvo war Vorreiter und baute bereits 1969 serienmäßig Sicherheitsgurte in seine Fahrzeuge.

Man mag es kaum glauben, aber das Auto war 1969 bereits derart ein Massenprodukt, dass es sich schon damals auf den Straßen staute. Die Verkehrsplaner waren gefordert sich neue Konzepte auszudenken.

Fazit

1969 war ein aufregendes Jahr, in dem viel passierte und so mag es nicht verwundern, dass das Thema Auto in den Hintergrund gerückt ist. Dennoch vermag man sich an manches zu erinnern und schwelgt zuweilen ein wenig in Nostalgie, obgleich der schönen sportlichen Karossen, die damals auf den Straßen bewegt wurden. Nicht jeder konnte sich ein Auto leisten. Aber jene, die das Privileg hatten, ein Auto zu besitzen, konnten den Fahrspaß schon genießen. Rückblickend wurden damals schon sehr viele heutige Klassiker gefahren, die jetzt unerschwinglich geworden sind, oder teilweise gar nicht mehr zu bekommen sind.

Und wer sich jetzt die Frage stellt, ob ich diese Zeit miterlebt habe. Nein, leider nicht. Ich wurde in diesem Jahr geboren, was mir den Anlass gab zu diesem Thema Recherchen anzustellen.

Quelle: Automobile Revue 1969

Foto: Depositphotos.com – mlehmann

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