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Poloshirt Kragen hoch

by wbartl@proseco.at
Poloshirt mit Kragen hoch

Kragen hoch oder runter, eine Analyse?

Das Poloshirt spaltet die Gesellschaft: Die einen tragen den Kragen aufgestellt, die anderen bestehen auf dem angelegten Kragen. Diskussionen darüber arten regelmäßig in Streit aus. Vor allem im Sommerurlaub am Strand sieht man Herren in den mittleren Jahren mit aufgestelltem Kragen. Vorurteile behaupten, nur BWL-Studierende mit Minderwertigkeitskomplex würden den aufgestellten Kragen tragen. Es muss doch eine korrekte Art und Weise geben, wie man dieses Shirt trägt. Warum die ewige Diskussion? Was ist dran am Mythos um den aufgestellten Kragen, woher kommt das Poloshirt, und gibt es wirklich mehr als eine Art, es korrekt zu tragen?

Eine lange Geschichte …

Eigentlich ist das Poloshirt ein Kind der 1980er Jahre. Popper liebten es und wollten es gar nicht mehr ausziehen! Aber seit ein paar Jahren ist das komische Shirt mit den kurzen Ärmeln und dem Kragen mit Knopfleiste wieder gefragt. Alles kommt irgendwann wieder, gerade in der Mode – so auch das Poloshirt. Allerdings hat das Zwischending zwischen T-Shirt und Kurzarmhemd die Überheblichkeit verloren, die es früher demonstrierte. Heute darf es einfach nur ein Poloshirt sein. Was also einst die Uniform der Avantgarde der Angepassten war, ist jetzt nur noch ein Hemd. Fast möchte man denken: Recht geschieht’s.

Vom Hamburger Gymnasium bis in die Omotesando in Tokyo

Deutschland und Mode? Hamburg? Ausgerechnet! Und dann auch noch ein Gymnasium gegen Ende der 1970er Jahre: Konservativer und seltsamer geht es kaum. Trotzdem kommen die Popper genau aus diesem Umfeld. Sie waren die feine, geschniegelte Antwort auf die 1968er, auf Schlendrian und Schlunz. Ganz genau genommen wurde der Popper-Knigge 1979 in einem Hamburger Selbstverlag herausgebracht und zog in den frühen 1980er Jahren im ganzen Land Kreise.

Es war „Die Zeit“, die sie als die „Avantgarde der Angepassten“ bezeichnete. Der „Spiegel“ betitelte sie als die „Kaschmir-Kids“, und sie waren ganz furchtbar apolitisch und fanden sich selbst hip. Es zählte das Statussymbol, und die Generation der Eltern wurde aufgrund des gut gefüllten Bankkontos hoch geschätzt. Wer wenig hatte, wurde verachtet. Und zwar konsequent. Man definierte sich also umfassend über das, was man auf dem Konto hatte, beziehungsweise darüber, was die Eltern einem gönnten und gönnen konnten. Mode war wichtig, und neben den Penny Loafers waren es eben die Poloshirts, die als Erkennungszeichen der Popper galten.

Schon damals Anleihen bei anderen Generationen

Besonders originell waren allerdings auch die Popper der 1980er Jahre in ihrer Mode nicht, denn sie hatten ebenfalls nur geklaut und aufgewärmt. Ihre Inspiration: Die Ostküste der USA mit dem Preppie-Look. Das kam nicht von ungefähr, denn das Aussehen der Jugendlichen, die von ihren Eltern auf die sogenannten Präparation Schools geschickt wurden, um sie auf ein Studium an einer der Elite-Universitäten vorzubereiten, war richtungsweisend.

Und noch früher wurde das Poloshirt von den britischen Besatzern in Indien getragen. Beim Polospiel war das eher leichte Oberhemd mit einer weiten Jodhpurhose genau das Richtige. Denn das Hemd schützte vor der ärgsten Hitze, ohne zu sehr zu belasten. Kragen und lange Ärmel schützten vor der heißen Sonne Indiens. Polo war ein extrem elitärer Sport, noch extremer als heute. Deshalb war das Poloshirt lange nicht massentauglich.

René Lacoste und sein Krokodil

René Lacoste brachte das Poloshirt dann schließlich unter die Massen. Der Spitzname des Tennisspielers war „das Krokodil“, und genau dieses Krokodil wurde später zum Signet des Welterfolgs. Interessanterweise trug man auf den Tennisplätzen der Welt bis in die 1930er Jahre hinein noch langärmelige Hemden. Herr Lacoste fühlte sich verständlicherweise von den langärmeligen Hemden und den damals üblichen steifen Sakkos bei der Ausübung seines Sports zu stark eingeschränkt. Die kurze Variante eines weicheren und kurzärmeligen Hemdes mit Krokodil auf der Brust initiierte Herr Lacoste 1933. Er setzt durch, dass er die eigene Mode auf dem Platz tragen durfte. Bis heute lassen sich Poloshirt und Lacoste einfach nicht trennen, auch wenn es das sportliche Kurzarmhemd inzwischen von allen möglichen Marken gibt.

Das Poloshirt ist also ein Sporthemd. Das ist das Rugby-Hemd ebenfalls – aber das wurde nie so berühmt. Denn Rugby-Hemden bestehen aus Jerseystoff. Polohemden werden dagegen aus einem leichten Piqué auf Rundwebmaschinen hergestellt. Piqué ist ein Doppelgewebe, das Luftzirkulation erlaubt. Kleidung aus diesem Stoff kühlt also und kann ventilieren, selbst bei Schweiß klebt das Hemd nicht auf der Haut. Meist bestehen Poloshirts heute immer noch aus Baumwoll-Piqué. Der griffige, etwas festere Stoff ist im Sommer angenehm zu tragen. Aber wir haben auch schon Poloshirts aus Jersey gesehen.

Manche Menschen glauben bis heute, dass Polohemden beim Waschen schrumpfen, aber das stimmt nicht: Das Hemd will nur vor dem Trocknen in Form gezogen werden.

Heute bei allen Marken im Sortiment

Ralph Lauren, Arket, Cos, Zara und Benetton haben ebenfalls Poloshirts im Sortiment. Mit Tennis und elitärem Gehabe haben die Marken nun nicht unbedingt viel zu tun – das Poloshirt ist schon lange in der breiten Masse angekommen. Und heute tragen es Männer wie Frauen, sogar in der Streetwear-Szene gehört das Poloshirt dazu. Auf den Laufstegen der Welt ist es zu Hause: Celine, Gucci und Prada zeigen das Tennis-Hemdchen genauso wie Louis Vuitton. Aber was hat es nun mit dem Kragen auf sich? Das wissen wir immer noch nicht …

Korrekt trägt man das Poloshirt figurumspielt. Es darf nicht eng anliegen, schlabbern soll es auch nicht. Die Ärmel enden in der richtigen Größe etwa zehn Zentimeter über dem Ellenbogen, das Hemd endet auf Höhe der Hüfte.

Der Kragen macht es erst zum Poloshirt

Ein T-Shirt mit Knopfleiste am Halsbündchen ist noch lange kein Poloshirt. Denn erst der Kragen macht das Shirt zum Poloshirt. Gerüchteweise laufen BWL-Studierende immer noch mit hochgeklapptem Kragen durch die Unis – ein Look, denn alle anderen schlicht lächerlich finden. Bestenfalls spießig. Aber auf jeden Fall völlig daneben!

Es gibt ein paar Erklärungen, warum der Kragen vielleicht beim Original in Indien – also dem Poloshirt zu den Jodhpurhosen (Welcher BWL-Student trägt bitte Jodhpurhosen?) – hochgeklappt wurde. Die britische Besatzung lebte luxuriös und hatte alle möglichen Ressourcen, aber Sonnencreme gehörte nicht dazu. Der hochgeklappte Kragen sollte den Nacken vor Sonnenbrand auf dem Spielfeld schützen, so die Theorie. Damals hatten die Hemden auch noch lange Ärmel. Richtig: Auch heute noch gibt es Poloshirts mit langen Ärmeln. Die gelten aber als ähnlich lächerlich wie die hochgestellten Kragen …

Wir halten fest: Wer den Kragen hochklappt, ist ein Snob. Oder er sieht wenigstens wie ein Snob aus. Derzeit sind eher kleine Krägen angesagt. Aber es gab das Poloshirt auch schon mit weit ausladenden, großen Krägen. Die Krägen dürfen zweifarbig sein, Streifen haben oder bedruckt sein – allerdings sind Hawaii-Prints immer noch schlechter Geschmack.

Und die Knöpfe?

Darf man die Knöpfe zuknöpfen oder bleiben die besser offen? Auch das ist nicht einfach zu lösen. Vornehm und britisch wirkt es natürlich, wenn die Knöpfe geschlossen werden. Das mag aber nicht jeder: Wer gilt schon gerne als steif und zugeknöpft? (Ein Schelm, wer hier was Böses denkt!) Abgesehen davon ist der enge, geschlossene Kragen für viele Menschen einfach unbequem.

Offene Knöpfe werden Styling-mäßig entweder als Lässigkeit und Aufgeschlossenheit interpretiert, oder als Schludrigkeit und Respektlosigkeit. Das darf man sich aussuchen, und zwar sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Poloshirt wird heute, wie bereits erwähnt, von beiden Geschlechtern getragen.

Stilecht sollte das Poloshirt übrigens immer gebügelt sein. Was bei anderen T-Shirts gar nicht geht, ist beim britischen und damit sehr steifen – Wörtlich zu nehmen! – Poloshirt ein Muss. Falten und Knicke gehen nämlich gar nicht. Und das gilt insbesondere für den eigentlich recht weichen Kragen aus geripptem Stoff und für die enganliegende elastischen Bündchen der Ärmel. Vorsicht: Trocknet das Hemd erst komplett, gehen die Knicke nicht mehr heraus! Das Poloshirt sollte also in leicht feuchtem Zustand gebügelt werden. Sprühstärke gehört dazu, denn der Poloshirt-Kragen muss einfach immer sitzen. Das bedeutet in diesem Fall: Er muss steif sein wie ein Hemdkragen. Poloshirts gehören auf den Bügel und sollten nicht zusammengelegt im Schrank zerknautschen.

Problem: Kragen waschen

Poloshirts sind zwar heute auch in anderen Farben als Weiß erhältlich, aber meist sind die Hemden eben doch hell. Und das bedeutet, dass der Kragen schnell verschmutzt. Dabei ist es irrelevant, ob der Kragen hochgeklappt oder angelegt und windschnittig getragen wird. Make-up und Schweiß schafft die Waschmaschine nicht, wir kennen das von weißen Hemden und Blusen anderer Art ja auch. Da der Kragen beim Poloshirt der Hingucker ist und genau anzeigt, wes Geistes Kind Träger oder Trägerin des Shirts ist, sollte der Kragen immer makellos sauber sein.

Shampoo und Spülmittel sind eine gute Wahl: Make-up ist fetthaltig, und auch Schweiß wird gerade durch das Hautfett so richtig hartnäckig im Kragen. Shampoo und Spülmittel sind fettlösend, deshalb können sie mit einer alten Zahnbürste vor dem Waschen auf die unschönen Flecken aufgetragen werden. Anschließend darf das Reinigungsmittel für etwa eine halbe Stunde einwirken, danach sollte das Poloshirt möglichst flott in der Waschmaschine gewaschen werden. Auf keinen Fall wieder trocknen lassen!

Alternativ kann nach dem Waschgang bei besonders hartnäckigen Flecken am Kragen Backpulver mit feuchten Fingern einmassiert werden. Das Pulver sollte eine Stunde einwirken und darf dabei auch trocknen. Es wird anschließend einfach ausgebürstet und nimmt die Verfärbungen dabei mit. Diese Behandlung ist aber nur für ganz helle oder weiße Poloshirts geeignet, denn unter Umständen geht die Farbe des Shirts ebenfalls mit dem Backpulver verloren.

Quellen und weitere Informationen:

Die Welt: www.welt.de/icon/mode/article197263923/Comeback-des-Poloshirts-Bloss-kein-aufgestellter-Kragen.html
Snocks: snocks.com/blogs/lifestyle/das-poloshirt-und-was-man-daruber-wissen-muss
Berliner Zeitung: www.berliner-zeitung.de/stil-individualitaet/der-hochgestellte-polokragen-li.99746

Foto: Depositphotos.com – sanneberg

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