Krawattennadel richtig tragen

by wbartl@proseco.at
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Krawattennadel mit Kette

Die Krawattennadel und ihre korrekte Verwendung

Oft ist die Krawattennadel heutzutage nicht anzutreffen. Für alle Männer, die Wert auf ein kultiviertes und gleichzeitig cooles persönliches Design legen, sind das gute Nachrichten, denn auf diese Weise ist es einfach, auf stilvolle Weise aus der Masse hervorzustechen.

Die Krawattennadel, auch Krawattenklammer, Krawattenspange oder Krawattenkette genannt, ist ein lässiges Accessoire, das den Sinn hat, die Krawatte in der korrekten Position über dem Hemd zu halten: mittig, die Knopfleiste verdeckend. Auch gegen die peinlichsten Momente im Leben eines Mannes, wenn beispielsweise beim Vorbeugen der Schlips in die Tomatensuppe eintaucht, bietet die Krawattennadel zuverlässigen Schutz.

Die klassische Ausprägung der Krawattennadel ist heute nur noch selten zu finden. Wie der Name es schon beschreibt, wird die hinten angebrachte Nadel wie bei einer Brosche geöffnet, zweimal durch Krawatte und Hemd gepiekt – einmal rein, einmal raus – und dann geschlossen. Auch eine vertikale Variante mit nur einem Einstich ist heute noch zu finden. Dass das auf längere Sicht keine guten Nachrichten für die teure Krawatte und das nicht minder teure Hemd sind, versteht sich von selbst. Daher haben sich zunehmend Klammern, Spangen und Ketten durchgesetzt, die Krawatte und Hemd auf erheblich schonendere Weise miteinander verbinden. Trotzdem hat sich die Bezeichnung Krawattennadel als Beschreibung des gesamten Produktsegments bis heute gehalten.

Klammer, Spange, Kette – drei Ideen, ein Zweck

Die Krawattenklammer hat an ihrer Rückseite einen mit Federkraft zugehaltenen Klammerbügel. Zum Anlegen drückt man ihn auf, schiebt Krawatte und linke Knopfleiste des Hemds hinein und lässt wieder los. Dieser Typ eignet sich besonders gut für den Einsatz bei voluminösen Krawatten aus dickerem Stoff.

Noch einfacher funktioniert die Krawattenspange: Auch sie verfügt über einen Klammerbügel, doch ist dieser flexibel und nicht drehbar. Man schiebt ihn über Krawatte und Hemd wie eine Büroklammer über das Papier.

Die dritte Variante ist die Krawattenkette, deren Bügel am Hemd befestigt wird. Die Kette läuft in einem eleganten Bogen vorne um die Krawatte herum und wird hinter ihr eingehakt. Das ist besonders für Leute geeignet, die einen gewissen Hang zu Vintage und Klassik haben.

Alle drei Versionen sind leicht zu verwenden und erfüllen zuverlässig ihren Zweck. Für welche Sie sich entscheiden, oder ob Sie doch zu einer der ursprünglichen Nadelmodelle greifen, hängt letztendlich von Ihren persönlichen Vorlieben ab. Im Grunde wird letztendlich die Optik entscheiden. Gefällt Ihnen eine Krawattennadel, und passt sie genau zu dem Outfit, das Sie damit komplettieren wollen, wird es Ihnen höchstwahrscheinlich egal sein, ob sie per Klammer, Spange oder Kette angelegt wird.

Und wozu das Ganze?

Im Grunde ist eine Krawattennadel nicht wirklich nötig. Dass der Schlips ungebändigt hin- und herschwingt, könnte man auch als Ausdruck persönlichen Freiheitsbedürfnisses oder als individuellen Unabhängigkeitsdrang interpretieren. Aber – mal ehrlich – besonders toll sieht das nicht aus. Wer sich für den Einsatz der Krawattennadel für das persönliche Erscheinungsbild entscheidet, belegt damit, dass kultiviertes Auftreten einen lässigen Stil nicht ausschließt – im Gegenteil. Neben der Domestizierung der Krawatte präsentiert Mann damit auch seine Neigung zu Style und schönen Dingen, denn eine Krawattennadel kann auch ein echtes Schmuckstück sein.

Dass es noch weitere Kriterien gibt, die für die Krawattennadel sprechen, weiß jeder Mann, der seine Krawatten in regelmäßigen Abständen in die Reinigung geben muss, weil sie das ungebändigte Abenteuerleben am Hals eines Trägers ohne Krawattennadel nicht unbeschmutzt überstehen – sei es nach dem schon erwähnten Tauchbad in der Tomatensuppe, einem unsanften Rendezvous mit dem Zapfhahn an der Tankstelle oder einer für den Träger lebensgefährlichen Begegnung mit dem Papiereinzugsschacht des büroeigenen Hochgeschwindigkeitskopierers. Mit anderen Worten: Eine Krawattennadel hält die Krawatte sauber – neben anderen Vorteilen.

Gerade wegen der unübersehbaren Menge von Modellen, Materialien und Designideen eignet sich eine Krawattennadel besonders gut dazu, seine persönliche Note zu kommunizieren. Beim Thema Schmuck ist das ja bei Männern so eine Sache. Viele überzeugte Anwender wissen: Mit einer tollen Krawattennadel kann man einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen als mit der protzigsten 50.000-Euro-Armbanduhr. Träger protziger Armbanduhren gibt es viele, aber Krawattennadelträger sind rar. Dies erkennen vor allem auch die Damen, die mit teuren Herrenarmbanduhren ohnehin nicht viel anfangen können.

Wenn es denn doch sein soll, kann auch die Krawattennadel eine intensive repräsentative Aufgabe übernehmen. Das liegt nicht nur daran, dass man auch dafür 50.000 Euro ausgeben kann, wenn man unbedingt möchte. Speziell gefertigte Modelle können Sie als Angehöriger einer bestimmten Berufsgruppe ausweisen, Musiker beispielsweise. Sie können demonstrieren, dass Sie Aktiver einer bestimmter Sportart sind, zum Beispiel durch eine Krawattennadel, die wie zwei gekreuzte Golfschläger aussieht. Oder – ganz exklusiv – sie können das Logo Ihres Unternehmens darauf präsentieren.

Medizinische Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass überraschend viele Menschen nicht völlig symmetrisch gewachsen sind. Gerade bei schiefen Schultern wirkt eine Krawatte oft entlarvend, denn sie funktioniert wie ein Senklot und zeigt auf diese Weise, was hier im wahrsten Sinne des Wortes schief liegt. Mit einer Krawattennadel, die die Krawatte brav in der Hemdmitte hält, ist dieses Handicap auf elegante Weise überwunden.

So trägt man eine Krawattennadel richtig

Eigentlich ist es ganz einfach. Krawatte und Hemd zusammenhalten, Krawattennadel drüber, fertig. Wenn Sie sich nach diesem Manöver vielleicht wundern, warum das Ding doch nicht so gut aussieht wie auf den tollen Modefotos, kann das daran liegen, dass Sie einige goldene Regeln beim Anlegen der Krawattennadel nicht beachten haben.

Wie bereits eingangs erwähnt, ist eine Krawattennadel dazu da, die Krawatte am Hemd zu fixieren. Das kann natürlich nur funktionieren, wenn auch das Hemd mit in die Krawattennadel eingelegt wird. Eigentlich selbstverständlich, aber zur Sicherheit nochmals erwähnt.

Einer der Basiswerte ist die Länge der Krawattennadel. Sie muss zur Breite der gewählten Krawatte passen. Ein guter Richtwert ist: Die Länge sollte etwa drei Viertel der Krawattenbreite betragen, vielleicht eine Winzigkeit mehr. Auf keinen Fall sollte sie über die gesamte Breite reichen oder sie vielleicht sogar noch übertreffen. Das sieht aus als hätten Sie nur eine einzige Krawatte und nur eine einzige Krawattennadel – und beide passen nicht zusammen.

Der nächste Parameter ist die Position. Die goldene Regel lautet: zwischen drittem und viertem Hemdknopf – von oben gezählt natürlich. Sitzt die Krawattennadel zu hoch, sieht man aus wie Schweinchen Dick. Sitzt sie zu tief, wird sie vom Jackett verdeckt – das man übrigens im Stehen und Gehen zugeknöpft tragen sollte, entgegen der oft gesehenen Trageweise. Wer eine Krawattennadel trägt, versteht diese Regel sofort: Die Kombination aus Sakko oder Anzug, Hemd und Krawattennadel kommt nur so voll zur Geltung. Ein Feinschmeckertipp versierter Gents zur Positionierung der Krawattennadel lautet: Bei geschlossenem Sakko exakt so positionieren, dass das mittlere Drittel der Krawattennadel zu sehen ist, während die äußeren Drittel hinter dem Revers verschwinden.

Nun gilt es, auf den Winkel der Krawattennadel zu achten. Wer bisher gut aufgepasst hat, kennt die Antwort bereits: Natürlich muss die Nadel genau horizontal ausgerichtet sein, um optimal zu wirken. Schräg stehende Nadeln senden unerwünschte Signale aus: entweder Schusseligkeit, Schlampigkeit oder mangelnde Körperpflege seit der letzten Schlägerei.

Ein wichtiges Kriterium für das richtige Anlegen der Krawattennadel ist die Höhenposition der Krawatte in Bezug auf das Hemd. Nachdem man die Krawattennadel korrekt festgeklammert hat, liegt die Krawatte in der Regel glatt am Hemd an. Das ist allerdings nicht der Idealzustand. Einerseits bewirkt das im Laufe des Tages, dass der Krawattenknoten immer weiter heruntergezogen wird. Andererseits verursacht eine ans Hemd angeklatschte Krawatte ein ständiges Spannungsgefühl und sieht auch nicht gut aus. Der letzte Griff nach dem Anlegen der Krawattennadel sollte es daher immer sein, die Krawatte unter der Nadel etwas nach oben zu ziehen, damit sich der obere Abschnitt ganz leicht abwölbt. Aber Vorsicht – nicht übertreiben, sonst sieht das Ganze eher peinlich aus, ganz abgesehen davon, dass man mit den Händen immer wieder daran hängen bleibt.

Gehören Sie zu der lobenswerten Gruppe von Männern, die auch Hemden mit Manschettenknöpfen tragen, sollten Sie bei der Wahl der Krawattennadel darauf Rücksicht nehmen, ebenso wie auf Ihre Gürtelschnalle. Mischen Sie keine Metallsorten durcheinander. Zu silbernen Manschettenknöpfen oder Gürtelschnallen gehört eine silberne Krawattennadel, zu goldenen Accessoires eine goldene Nadel. Bei ausgefallenen Materialien wie Schildpatt, Lack oder Perlmutter ist es manchmal nicht einfach, die ideale Entsprechung zu finden. In diesem Fall sollten Sie sich am Metall der Einfassungen orientieren.

Kontraindikation: Weste

Der Fehler, der im Zusammenhang mit Krawattennadeln am häufigsten begangen wird und der sich auch am katastrophalsten auswirkt, ist ihr Einsatz in Verbindung mit Westen unter dem Sakko oder unter dem Anzug. Die absolute und unumstößliche Regel lautet: niemals Krawattennadeln beim Tragen von Westen! Lassen Sie sich auch von diesbezüglichen Modetrends nicht irritieren – Westen passen zu Krawattennadeln wie Socken zu Sandalen.

Und warum nicht? Die Stilbotschaft, die Sie damit aussenden, lautet: „Mir ist egal, wie ich aussehe, Hauptsache alles sitzt – safety first!“ Was die Träger von Weste und Krawattennadel gleichzeitig nicht berücksichtigen: Beide Accessoires haben dieselbe Funktion. Auch die Weste ist dazu da, die Krawatte am richtigen Platz zu halten. Seit der Einführung der Zentralheizung hat die Weste keine andere funktionelle Aufgabe. Also Hände weg von der Krawattennadel beim Einsatz einer Weste.

Wahl des richtigen Modells

Wenn Sie neu in die Materie einsteigen, ist es mit Sicherheit der richtige Schritt, mit einer universell verwendbaren Krawattennadel zu beginnen. Entscheiden Sie sich für eine schlichte, silberne Spange oder Klammer ohne Dekorelemente oder anderen Schnickschnack. Damit sind Sie in jedem Fall auf der sicheren Seite: Silber passt zu fast allen Farben und das neutrale Dekor wirkt nirgends unpassend.

Wenn Sie Blut geleckt haben und damit beginnen, sich eine Kollektion zuzulegen, kommen Krawattennadeln für bestimmte Kleidungsstile und Anlässe dazu. Das zentrale Auswahlkriterium muss allerdings immer Ihre eigene Persönlichkeit sein, wenn Sie Ihren Stil überzeugend vertreten wollen. Vielleicht sind Sie ja fasziniert von einer geheimnisvollen schwarzen Krawattenklammer, auf der ein furchterregender Alienkopf mit funkelnden Rubinaugen thront. Wenn das allerdings im Übrigen nicht ihr Stil ist, macht es wenig Sinn, sich das Ding in Herznähe ans Hemd zu klammern und den Rest des Tages aus Furcht vor der eigenen Courage mit eingezogenem Kopf herumzulaufen. Weitere Informationen über die unterschiedlichen Modelle gibt es bei pro-manschettenknoepfe.de

Auf den Anlass kommt es an

Wenn Sie sich entschlossen haben, Krawattennadeln zu einem festen Bestandteil Ihrer persönlichen Note zu machen, sollten Sie dieses Ziel konsequent weiterverfolgen. Besonders am Anfang, wenn man noch das Gefühl hat, mit dem neuen Accessoire in seinem sozialen Umfeld unangenehm aufzufallen oder sogar spöttische Bemerkungen auszulösen, sollte man Selbstdisziplin aufbringen und die Krawattennadel gerade deswegen jedes Mal anlegen. Das ist der beste Weg, sich selbst und das Umfeld an den neuen Look zu gewöhnen.

Allerdings gibt es Anlässe, bei denen Sie darauf verzichten sollten. Eine Krawattennadel verleiht Ihnen das gewisse Etwas an zusätzlichem Glamour. Und genau das ist beispielsweise bei Beerdigungen nicht angebracht. Hier sollte man stilistische Zurückhaltung wahren. Das Gleiche gilt für Vorstellungsgespräche, um eine ungewollte Hoppla-jetzt-komm-ich-Botschaft zu vermeiden.

Fazit

Allein schon die Entscheidung, Krawattennadeln der eigenen Stilbasis hinzuzufügen, ist bereits eine deutliche Botschaft. Sie lautet: Der Einzige, der darüber bestimmt, was zu mir passt, bin ich! Mit der Zeit kommen durch den differenzierten Einsatz von Stilen, Materialien und Designs eine Reihe weiterer Artikulationsmomente der eigenen Persönlichkeit dazu. Wenn das mit Krawattennadeln so wirkungsvoll und gleichzeitig unterhaltsam möglich ist – warum darauf verzichten?

Foto: PhotoGranary – Fotolia.com

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