Wie werde ich Fotogen

by wbartl@proseco.at
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Fotogen werden

Fotogen werden in 12 Schritten

“Schaut doch mal alle her!”, “Und Cheeeeessee!”, “Einmal lachen für die Kamera!”
Um Gottes Willen. Was für viele das Festhalten eines lustigen Tages oder netten Abends ist, ist für manch andere einfach nur ein Horror. Ich ordne mich je nach Tagesverfassung der einen oder der anderen Gruppe zu – an Bad Hair Days, nach zu wenig Schlaf oder bei gestellten Fotos bin ich leider meistens bei den Leidenden. Wenn dann das Mondgesicht frontal vom Bild grinst oder die Frisur aussieht, als hätte ich gerade einen Tornado überlebt, bestätigt mich das wieder in meinem Drang, auf Fotos möglichst weit hinten oder gar nicht zu sehen zu sein. Hin und wieder gibt es aber auch Bilder, auf denen ich mir selbst richtig gut gefalle – das sind dann meist die, die ich mit stolz geschwellter Brust als Profilbild oder für Fotogeschenke verwende. Doch woran liegt das? Wieso sehen wir hin und wieder aus wie eine unglückliche Kreuzung aus Mastkuh und gerupftem Huhn – und am nächsten Tag wie das neue Cover Model der Vogue? Und wieso gibt es Menschen, die einfach immer viel toller auf Fotos wirken, als sie im echten Leben aussehen – bzw. umgekehrt?

Ich bin dem Phänomen “Fotogen” auf den Grund gegangen und habe mich abseits von Duckface und Co auf die Suche nach den besten Tricks für tolle Aufnahmen gemacht. (vergl. dazu „Was bedeutet Fotogen„)
Wie vieles im Leben ist fotogen zu sein Gott sei Dank nicht nur eine Frage des angeborenen Talents, sondern eine Sache der Übung und – juhu! – etwas, das man lernen kann.

In 12 Schritten zum Fotomodel:

1.    Der Fokus der meisten Bilder liegt auf den Gesichtern, so gesehen ist das schon einmal das erste, worauf man besonderen Wert legen sollte. Nehmen Sie sich Zeit, ihr Gesicht regelmäßig zu klären und zu peelen, verwenden Sie Make Up, das zu Ihrer Haut passt und Rouge, welches Sie natürlich strahlen lässt. Achten Sie zusätzlich darauf, einen möglichst fließenden Übergang zwischen Gesicht und Hals-, sowie Dekolletebereich entstehen zu lassen. Nichts ist schlimmer, als zugekleisterte Mimiken und ein Glänzen im Gesicht, als hätte man sich statt Make Up mit Bratenfett eingerieben. Für alle, die unter fettiger Haut leiden, empfiehlt es sich Papiertaschentücher (ja, richtig gelesen – vergessen Sie Kosmetiktücher hier) mitzunehmen und sich im Falle einer Aufnahme das Gesicht, besonders die T-Zone, abzutupfen. Typen mit trockener Haut empfehle ich regelmäßige Peelings, um die abgestorbenen Hautschüppchen loszuwerden. Sie sorgen für einen unebenen und matten Teint und haben auf einem Foto nichts zu suchen! Generell ist eine gute Foundation die halbe Miete – dafür lohnt es sich auch schon mal, sich vom Profi beraten zu lassen und etwas tiefer in die Tasche zu greifen!

2.    Konzentrieren Sie sich darauf, was Sie einzigartig macht! Sie verstecken Ihre Zahnlücke oder Zahnspange hinter einem gekünstelten Lächeln? Sie legen bei Fotos prinzipiell ihre Hand vor das Muttermal neben ihrer Nase? Vergessen Sie das! Abgesehen von einer gezwungenen Mimik und Gestik, macht es Sie nicht schöner, sondern lässt Sie seltsam angespannt aussehen.

3.    Schauen Sie niemals frontal in die Kamera! Eine Kamera macht aus einem 3 D Objekt eine 2 D Aufnahme! Dementsprechend flacht sie alles ab und komprimiert… Gerade in die Kamera zu sehen entfernt sämtliche natürliche Schatten und Schwünge aus Ihrem Gesicht und lässt es ein Vielfaches breiter wirken. Drehen Sie Ihr Gesicht lieber ein bisschen zur Seite, um natürliche Konturen, also Schatten und Highlights, zu erzeugen.

4.    Bitte nicht hochnäsig sein! Den Kopf für Fotos zu heben, bzw. von unten abgelichtet zu werden, ist der Tod für die meisten guten Aufnahmen. Ein freier Einblick in die Nasenlöcher und den Fokus auf dem Kinn, zaubert keine schöne Gesichtsform. Besser den Kopf leicht nach unten und etwas schräg neigen.

5.    Lassen Sie natürliche Emotionen zu! Sie grinsen auf Fotos immer so gekünstelt? Ihr Blick ist steif und starr und sie sehen aus wie die Wachsfigur Ihrer selbst? Schluss damit! Lassen Sie natürliche Emotionen zu und zeigen Sie diese! Wenn etwas lustig ist, dann lachen Sie doch bitte darüber. Wenn Ihnen nicht zum Lachen ist – fällt Ihnen vielleicht ein schöner Moment oder ein guter Witz ein, der Ihnen ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann? Denn nur wenn Sie wirklich Strahlen, machen das auch Ihre Augen!

6.    Kneifen Sie die Lippen nicht zusammen! Viele Leute haben ein Problem damit, dass Sie Ihre Zähne zeigen. Zugegeben, ein gekünsteltes breites Grinsen macht ein Foto oft nicht schöner, sondern hinterlässt oft den Eindruck einer “Rettet die Breitmaulfrösche” Petition. Es ist jedoch unglaublich sympathisch, wenn sie ein bisschen Zähne zeigen, bzw. ein kleines Stück weiß durch Ihre Lippen blitzt. Den Mund dazu einfach ganz entspannt und natürlich eine Spur weit öffnen – et voila! Ein einfacher Trick, um absolut ungezwungen auszusehen: Atmen Sie ganz sanft durch Ihre leicht geöffneten Lippen ein und aus.

7.    Arbeiten Sie mit Ihrem Körper! Abgesehen von Portraits, sind auf den meisten Bildern die Personen im Ganzen zu sehen. Fotogene Menschen haben die großartige Fähigkeit, zu wissen, wo Ihre Vorzüge liegen und wie sie diese in Szene setzen können. Wie sieht es bei Ihnen aus? Haben sie vielleicht besonders schlanke Beine, schöne Hände, einen flachen Bauch oder eine tolle Taille? Rücken Sie diese Zonen in den Mittelpunkt und zeigen Sie sich von Ihrer Schokoladenseite! Am besten konzentrieren Sie sich einmal darauf, was Ihnen bei sich selbst besonders gut gefällt und posieren dann ein bisschen vorm Spiegel. Welche Körperhaltungen bringen Ihre schönsten Seiten am besten zur Geltung? Und wie verstecken oder kaschieren Sie die Zonen, die Ihnen unangenehm sind? Je mehr Sie selbst üben und je wohler Sie sich mit Ihrem Spiegelbild fühlen, umso natürlicher und lockerer werden sie die vorteilhaften Posen beim nächsten Fototermin einnehmen können.

8.    Bleiben Sie in Bewegung – und das möglichst ein bisschen von der Kamera abgewandt! Wer sich nicht von der Kamera wegdreht, erlebt mit seinem Körper dasselbe Phänomen, was bereits im ersten Teil des Artikels beim Gesicht erwähnt haben. Man wirkt breiter, da eine Aufnahme alles Dreidimensionale abflacht. Eine Vierteldrehung kann hier schon Wunder bewirken, da dadurch Schatten und Tiefen gezaubert werden. Die Arme wirken besonders schlank, wenn man sich einen kleinen Trick der Promis abschaut: einfach den vorderen Arm an der Taille abstützen und den Ellbogen nach hinten abwinkeln. Das ist mehr als nur schmeichelhaft und lässt kleine Pölsterchen im Nu verschwinden. Mit dem hinteren Arm können Sie sich am Kopf oder der Taille entlangfahren, oder ihn einfach an einem Geländer oder sonstigem abstützen. Dabei aber bitte nicht zu fest auflegen, nur andeuten: sonst drückt es den Arm schnell in die Breite. Wenn Sie Ihre Beine kaschieren wollen, beugen Sie am besten Ihre Knie und versetzen Sie leicht. Falls Sie im Sitzen abgelichtet werden, ist es zu empfehlen, dasjenige, welches näher bei der Kamera ist, über das hintere zu schlagen. Generell gilt: Bewegung sieht gut aus und verschafft dem Foto Natürlichkeit: winkeln Sie alle Gelenke an, an die Sie denken, zumindest leicht; akrobatische Verrenkungen verlangt niemand von Ihnen. Vergessen Sie dabei nicht auf Knie, Ellbogen, Handgelenk und Knöchel!

Ein alter Trick der Mannequins ist es, im Stehen das Gewicht nur auf ein Bein, das hintere, zu verlagern, und dazu den vorderen Fuß nur leicht am Boden aufkommen zu lassen und abzuwinkeln. So zaubern Sie im Handumdrehen eine schöne Silhouette.

9.    Lehnen Sie sich in Richtung Kamera! Alles, was weiter entfernt ist, scheint kleiner, bzw. schlanker. Versuchen Sie den Kopf ein Stückchen nach vor zu schieben und die Taille etwas zurückzulehnen. Dabei beim Abstützen darauf achten, dass Sie nur soweit gebeugt stehen, um sich nur wenig abstützen zu müssen – sonst entstehen Dellen, Druckstellen und eingequetschte Körperteile, die breiter und somit dicker aussehen. Klassisches Beispiel dafür ist der Unterarm, der das ganze Gewicht auf den Oberschenkel verlagert und letzteren auf diese Weise flach drückt.

10.    Bei allen Posiertipps ist der letzte der Wichtigste: man soll nur Haltungen einnehmen, die angenehm und natürlich für den Körper sind!

11.    Generell sollten Sie sich auf allen Feiern und Festen vorteilhaft anziehen… Das bedeutet, zu enges an den Problemzonen zu vermeiden, genauso, wie zu schlabbriges schöne Formen verstecken zu lassen. Grün- und Brauntöne schmeicheln zusätzlich dem Teint.

12.    Man muss die Lichtquelle beachten. Licht wirft Schatten, und das ist besonders wenn es von hinten kommt, sehr unvorteilhaft. Auch von der Seite verschluckt es Konturen und Gesichts- sowie Körperteile. Am besten ist es, wenn das Licht von einem Stückchen oberhalb und von vorne kommt.

Foto: Dan Race – Fotolia.com

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