Mode für superschlanke Models
Als ich mir vor ein paar Jahren ein Modemagazin gekauft und durch die Fotostrecken geblättert habe, ist mir direkt die Lust auf meine – damals frisch gekaufte – Mehlspeise vergangen. Von den Hochglanzseiten lächelten durch die Bank dünne, ja eigentlich dürre bis abgemagerte, Frauen. Das war der Moment in dem ich beschloss, mir nie wieder so eine Zeitschrift anzusehen.
Diesen Vorsatz habe ich kürzlich gebrochen und wurde teils positiv überrascht. Manche Modelabels schienen bewusst auf schlanke, fitte und gesund aussehende Models zu setzen. Doch woher dieser Wandel? Wer bestimmt, was sexy ist? Und was ist eigentlich wirklich schön? Um all diese Fragen beantworten zu können, habe ich mich auf die Suche nach der Geschichte des (vorwiegend weiblichen) Schönheitsideals begeben. Die Geschichte der Schönheit und ihrer Ideale geht weit zurück. Generell ist ein Schönheitsideal eine bestimmte Vorstellung von perfektem Aussehen innerhalb einer Kultur. Es bezieht sich in der Regel auf Gesicht und Körper eines Menschen. Schönheit ist ein Begriff, der nicht leicht zu definieren ist. Sogar die Forschung beschäftigt sich mittlerweile damit („Attraktivitätsforschung“), und hat herausgefunden, dass die jeweiligen Ideale bei aller Verschiedenheit durchaus Gemeinsamkeiten aufweisen. Ihren Erkenntnissen nach gründet sich die menschliche Schönheit zumindest teilweise auf Faktoren, die sich definieren lassen; ein Beispiel dafür ist eine makellose, strahlende Haut.
Das Schönheitsideal hat sich im Laufe der Zeit geändert
Dieser „Kern“ der Schönheitsideale scheint sich quer durch die Epochen zu ziehen, so unterschiedlich die Vorstellung einer perfekten Frau auch gewesen sein mögen. Man denke an die Ikonen vergangener Jahrtausende oder Jahrhunderte – so wenig eine Venus von Milo dem entspricht, was wir heute als schön bezeichnen, so sehr finden wir sie dennoch anziehend. Generell lässt sich sagen, dass die wechselnden Schönheitsideale mit der Evolution mitwuchsen und die jeweils vorteilhaftesten, „seltensten“ Eigenschaften
als „sexy“ und anziehend empfunden wurden.
So ist beispielsweise in Zeiten und Regionen mit unsicherer Versorgungslage und Hungersnöten, ein wohlgenährter bis übergewichtiger Körper attraktiv und ein Statussymbol. Wo hingegen Überfluss herrscht, ist ein schlanker Körper begehrt und geradezu ein Luxusgut. Auch die Stellung der Frau hatte seit jeher Einfluss auf die Partnerwahl. Erfolgreiche, wohlhabende Männer suchten sich tendenziell schlankere Frauen, als Männer, die eine Versorgung und einen starken,
helfenden Partner wollten. Auch wird im Allgemeinen Symmetrie als schön empfunden. Sie steht für Gesundheit. Vor allem bei Gesichtern scheint es einen goldenen Schnitt zu geben, welcher den durchschnittlichen Proportionen eines Gesichtes entspricht – er signalisiert ebenso Gesundheit.
Den Schönheitsidealen wird nachgeeifert
Seit jeher wird den unterschiedlichsten Schönheitsvorstellungen nachgeeifert, und Menschen setzen die unterschiedlichsten und radikalsten Mittel ein, um dem jeweiligen Ideal zu entsprechen. Besonders krass finde ich hier die Tellerlippen oder die scheinbare Verlängerung des Halses durch Messingringe, wie man sie oft bei afrikanischen Völkern findet; ebenso das chinesische Füße binden, bei welchem die Knochen gebrochen wurden, um möglichst schlanke und kleine Füßchen zu bekommen. Im Westen begann der Trend zum „Schlanksein“ am Anfang des 20. Jahrhunderts. Dieses Ideal hat im kulturellen und vor allem historischen Vergleich natürlich Seltenheitswert – ist
aber für uns so präsent, dass es wie das einzig Wahre wirkt. Außerdem breitet sich das Schlankheitsideal durch die fortschreitende Verwestlichung und Globalisierung immer stärker aus.
Fettleibigkeit hat ein negatives Image
In unserer modernen Gesellschaft, in der Überfluss herrscht, wird Fettleibigkeit häufig mit negativen Attributen assoziiert. Faul, krank, verweichlicht – mit diesen Vorurteilen haben fülligere Menschen oft zu kämpfen. Schlanke werden hingegen als erfolgreich, fit und diszipliniert angesehen.
Leider neigt unsere Gesellschaft zu Extremen und die Menschen können nur schwer mit dem Druck umgehen, den Medien und die Modeindustrie machen. Das richtige Maß und Ziel finden nur wenige – Über-, sowie Untergewicht, stehen an der Tagesordnung.
Anorexie, Bulimie und andere Essstörungen nehmen besonders in der jüngsten
Generation Überhand – und haben schon lange auch auf junge Männer übergegriffen. Wer bei Google „Thinspiration“ eingibt – die bewusste Verherrlichung von zu dünnen bis magersüchtigen Menschen – stößt auf unzählige grenzwertige Webseiten und ausgehungerte Körper. Wieder einmal haben wir die Grenzen weit überschritten.
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