Skinny Models

by wbartl@proseco.at
Skinny Models

Das Umdenken beginnt

So sehr ich das Älterwerden auch verdamme, wenn ich an einem Montag noch den Freitagabend spüre, den 22 Uhr Blockbuster nicht mehr zu Ende sehe, weil ich auf der Couch einschlafe oder wie verrückt (vorsorglich!) in Anti Falten Creme investiere: etwas Gutes hat es doch. Man wird gelassener. Vor allem, was den eigenen Körper angeht.

Ich würde mich durchaus als eitel beschreiben und bin bedacht auf ein gepflegtes Äußeres. Außerdem mache ich mehr oder weniger regelmäßig Sport und achte darauf, mich gesund zu ernähren, wenn ich wieder einmal ein paar Tage über die Stränge geschlagen habe. Aber im Großen und Ganzen habe ich gelernt, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Nicht perfekt, nicht übernatürlich – aber mit all meinen Macken durchaus liebenswert und auf meine ganz eigene Art wunderschön.

Wenn ich daran denke, wie viel Zeit ich früher damit verbracht habe, mich selbst als zu groß, zu moppelig und zu durchschnittlich zu sehen, kann ich heute nur noch lächeln. Die eigenen Makel zu akzeptieren, das ist eines der Dinge, die man erst in einem gewissen Alter lernt. Leider sind besonders Mädchen und junge Frauen am Kritischsten mit sich selbst und ihrem Spiegelbild. Sie nehmen sich Idole zum Vorbild, die es so in natura gar nicht gibt. Besonders Stars, Models und „It Girls“ (was ist das eigentlich?!), die makellos von Hochglanzmagazinen strahlen, eifern sie nach. Ach, wie gern wären sie selbst auch so schön. Schwan statt Entlein. Prinzessin statt Aschenputtel. Das Traurige an der Sache ist eigentlich, dass sie dieses Ziel nie erreichen werden. Denn im echten Leben gibt es kein Photoshop. Keine Retouche. Keinen „20 Kilo weniger, strahlende Haut und wallende Mähne“ Button, den man drücken kann, wenn das ein oder andere nicht passt.

Phtoshop Bearbeitung ist Standard

Vor einiger Zeit habe ich ein sehr schönes Video gesehen. Es zeigt ein Model beim Shooting für ein Plakat. Zuerst das Model, dann das Foto – und dann die Bearbeitung. Und plötzlich wird aus dem Mädchen von nebenan eine jener Schönheiten, die wir bewundern und beneiden.

Immer mehr Leute haben sich in den letzten Jahren gefragt, warum. Warum etwas vorspielen, was es nicht gibt? Warum eine Realität konstruieren, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat? Warum unseren Kindern Vorbilder zeigen, die sie so niemals erreichen können? Ist Mode nur schön, wenn sie schöne Frauen tragen? Und woher nehmen wir eigentlich ein Ideal, das es so in unserer Welt gar nicht gibt? Wer bestimmt, was richtig und was falsch ist – in einer Welt, in der die Vielfalt regiert?
Genau auf diese Fragen haben manche Firmen reagiert.

Das Umdenken beginnt

Einer der Vorreiter war Unilevers Label „Dove“, mit seiner Kampagne „Real Beauty“. Die Idee war, die Werbung weg von mageren Supermodels zu bringen, und die Frauen vor die Linse zu holen, die die Produkte am Ende auch kaufen sollen. Frauen wie mich. Wie Sie. Frauen, die nicht perfekt sind, nicht retouchiert und nicht makellos. Aber schön. Echt. Real. Schön.

Aufgrund der großen, positiven Resonanz, sind andere Firmen nachgezogen. Auch Modelinien und Onlineshops bieten vermehrt Mode für kurvige Frauen an – und das auf eine Art und Weise, die viel mehr mit dem normalen Leben zu tun hat als noch vor ein paar Jahren. Denn was bringt es einer Frau mit Größe 44, wenn sie weiß, wie die enge Jeans an einer 1,80m großen Blondine mit Fliegengewicht aussieht. Sie muss wissen, wie das Produkt ihrer Wahl wirkt, wenn es Frauen wie sie tragen, Frauen mit natürlichen Kurven, Frauen, die eben nicht in Kindergrößen passen.

Dazu kommt die Tatsache, dass viele Trendteile eben gar nicht für eine normal proportionierte Frau geschnitten sind – sondern nur dann toll aussehen, wenn sie von Gisele Bündchen und Co getragen werden. Was soll eine füllige Dame auch mit einem bauchfreien Crop Top oder einer Jeans anfangen, die an den Hüftknochen anliegen soll. Viele Damen wünschen sich die Betonung ihrer natürlichen Reize – und das Kaschieren der Stellen, an denen es der liebe Gott oder die Lust am Leben eben etwas zu gut mit ihnen gemeint hat.

Foto: kazzakova – Fotolia.com

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