Schallplatten sammeln

by wbartl@proseco.at
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Mann sammelt Schallplatten

Die Renaissance der Schallplatte, vor allem bei Männern

Als zu Beginn der 1980er Jahre die Compact Disc (CD) auf den Markt gekommen ist, hat es so ausgesehen, als wäre dies der Anfang vom Ende der Vinyl-Schallplatte. Immer wieder wurde behauptet, dass die Klangqualität der CD jener der Schallplatte uneinholbar überlegen sei. Eine Zeit lang haben Schallplatten dann auch tatsächlich kaum mehr eine Rolle gespielt. Vor einigen Jahren hat sich dies jedoch geändert. Die Schallplatte ist zurück und erfreut sich immer größerer Beliebtheit.

Wegbereiter der Schallplatte war Thomas Edison, der gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts den „Phonografen“ erfunden hat.
Der Durchbruch gelang Edison jedoch nicht. Dieser glückte Emil Berliner, der Schallwellen in horizontale Nadelbewegungen transferieren konnte. Die Schwingungen wurden in eine mit Ruß überzogene Glasplatte graviert, von der Positive und Negative angefertigt werden konnten.

Ende der 1930er Jahre gelang die Herstellung der ersten Schallplatten aus PVC (Polyvinylchlorid), womit die Zeit der bis dahin gebräuchlichen Schellackplatte endete und die Ära der „Vinyl-Schallplatte“ begann.

In den späten 1950er Jahre kam schließlich die Stereoschallplatte auf den Markt. Diese technische Innovation brachte eine bis dahin unbekannte Klangqualität.

Anfang der 1980er Jahre hat alles danach ausgesehen, als würde die Compact Disc das Ende der Schallplatte einläuten. Doch dem war nicht so. Die Schallplatte lebt – und wie!

Warum gibt es unterschiedliche Abspielgeschwindigkeiten?

Dies hat historische Gründe:

Schellack-Platten wurden mit einer Geschwindigkeit von 78 Umdrehungen pro Minute (abgekürzt rpm für „rotations per minute“) abgespielt. 1948 kam die 12-Zoll-Langspielplatte auf den Markt, mit einer Abspielgeschwindigkeit von 33 1/3 rpm. Kurz darauf erschien die 7-Zoll-Platte, das „Single-Format“, für den Einsatz bei 45 Umdrehungen pro Minute.

Weil es somit drei Formate gab, waren die meisten Plattenspieler in der Lage, die drei Abspielgeschwindigkeiten zu bieten.
Generell kann man sagen: Langspielplatten (LP) werden mit einer Geschwindigkeit von 33 1/3 rpm abgespielt, die 7-Zoll-Formate (Singles) mit 45 rpm. Es gab übrigens auch noch eine seltene Besonderheit, nämlich die 10- Zoll-Formate. Sie benötigten wie Schellack-Platten 78 rpm, wurden aber kaum verwendet.

Die meisten modernen Plattenspieler verfügen daher nur mehr über zwei Geschwindigkeitsmodi. Sollte man sich einmal bei der Abspielgeschwindigkeit nicht sicher sein, muss man nur auf das Plattenlabel schauen. Dort ist der richtige Wert angegeben.

Warum werden wieder mehr Schallplatten von Männern gekauft/gehört?

In Zeiten fortschreitender Digitalisierung erscheint es fast paradox: Vinyl-Schallplatten, die noch in den 1990er Jahren ein kümmerliches Dasein fristeten, erfreuen sich beständig zunehmender Beliebtheit. Bemerkenswert ist dabei, dass dieser Trend vor allem bei Männern zu beobachten ist. Wie oft und wie bestimmt wurde das Ende der Schallplatte vorausgesagt, aber: Tot gesagte leben länger!

Das Comeback der Schallplatte hat wahrscheinlich unterschiedliche Gründe.

Eine Schallplatte kann man angreifen, auf den Plattenteller legen, man hat ein haptisches Erlebnis. Man kann die Nadel auf die Platte senken und zusehen, wie die Nadel die Rillen abfährt. Technik wird beobachtbar, und gleichzeitig ist das Umgehen mit einer Schallplatte ein sinnliches Erlebnis. Eine Schallplatte ist nun einmal etwas ganz anderes als eine Datei oder ein USB-Stick. Mit einer Schallplatte setzt man einen deutlichen Kontrapunkt zur allumfassenden, stets gegenwärtigen Digitalisierung.

Mit Schallplatten verbinden viele Menschen angenehme Erinnerungen, zum Beispiel an die Kindheit, und das mitunter auftretende Knistern und Rauschen empfinden viele als angenehm.

Schallplatten kann man besitzen, in ein Regal stellen, man kann sie sammeln und besonderen Exemplaren und Schnäppchen nachjagen. Vielleicht spricht dieses Jagen und Sammeln so viele Männer an. Es gibt Schätzungen, wonach rund 80% der Personen, die Schallplatten hören und sammeln, Männer sind.

Was ist beim Kauf eines Plattenspielers zu beachten

Worauf man beim Kauf eines Plattenspielers achten sollte, ist anhand der Komponenten gut zu erklären. Der Sockel des Plattenspielers sollte so stabil wie möglich sein. Vibrationen des Sockels gehen nämlich in das gesamte Gerät über, was die Wiedergabequalität erheblich mindert. Materialien wie Holz, Plastik oder Metall bieten sich für einen soliden Sockel an.

Für den Plattenteller, auf dem die Schallplatte liegt, gilt: Er sollte so schwer wie möglich sein. Je schwerer er ist, desto weniger Vibration kann entstehen. Daher sollte der Teller aus Materialien wie Stahl, Aluminium, Glas oder Acryl gefertigt sein, Plastik sollte man möglichst meiden.

Beim Tonarm, der den Tonabnehmer hält, ist wichtig, dass er ausbalanciert und stabil ist, weil nur dann die Nadel gut auf der Platte liegen kann. Daher sollte der Tonarm aus Metall oder Kohlefaser gefertigt sein.

Die Nadel ist als Verbindung zwischen Plattenspieler und Schallplatte besonders wichtig. Hochwertige Nadeln sind aus Saphir oder Diamant gefertigt.

Was brauche ich noch?

Vorverstärker: Nur selten ist es notwendig, einen Vorverstärker (auch als Vorstufe bezeichnet) anzuschaffen, weil die meisten Plattenspieler eines solchen bereits eingebaut haben. Aufgabe der Vorstufe ist es, das Audiosignal des Plattenspielers für den Verstärker aufzubereiten. Ob ein Plattenspieler über einen eingebauten Vorverstärker verfügt, ist in der Bedienungsanleitung ausgeführt.

Endverstärker: Der Endverstärker (Endstufe) verstärkt das Signal des Tonabnehmers für die Wiedergabe durch die Lautsprecher. Ein guter Verstärker ist entscheidend für die Tonqualität.

Lautsprecher: Bei den Lautsprechern zu sparen, wäre ein Fehler. Deren Qualität entscheidet nämlich in hohem Maß über das Klangerlebnis. Es gibt unterschiedliche Modelle und Formate. Das Spektrum reicht von kompakten Lautsprechern für kleine Räume bis zu Standlautsprechern für größere Räume.

Kopfhörer: Qualitativ hochwertige Geräte haben große, das Ohr gut umgebende Schalen. Wichtig ist ein ausgewogenes und störungsfreies Klangbild und, dass die Kopfhörer angenehm zu tragen sind.

Schallplatten-Bürste: Um Platten und Nadel zu schützen, ist es sinnvoll, Staubablagerungen auf der Platte mit einer Platten-Bürste zu entfernen, bevor die Platte aufgelegt wird. Leider zieht Vinyl Staubpartikel geradezu an.

Nadelreinigungs-Set: Auch die Nadel als empfindlichster Teil des Plattenspielers sollte hin und wieder gereinigt werden. Dafür gibt es spezielle Reinigungsutensilien.

Welche Platten sollten in keiner Sammlung fehlen

Welche Platten man sein Eigen nennen möchte, hängt natürlich immer vom jeweiligen Musikgeschmack ab. Für das Genre Rock und Pop findet sich im Folgenden eine kleine Auswahl, mit der man einen soliden Grundstock für eine Sammlung anlegen kann:

  • ABBA – Absolute Abba
  • AC/DC – Back in Black
  • THE POLICE – Synchronicity
  • THE BEATLES – 1967-1970
  • BRUCE SPRINGSTEEN – The River
  • DAVID BOWIE – Heroes
  • MICHAEL JACKSON – Thriller
  • QUEEN – A Night at the Opera
  • THE ROLLING STONES – Sticky Fingers
  • THE WHO – Tommy
  • BEACH BOYS – Pet Sounds
  • BOB DYLAN – Blonde On Blonde
  • TALKING HEADS – Stop Making Sense
  • NIRVANA – Nevermind
  • JIMI HENDRIX – Are You Experienced

Fazit

Vinyl-Schallplatten erleben in den letzten Jahren eine Renaissance. Viele Menschen, vor allem Männer, kaufen und sammeln das „schwarze Gold“ wie Schallplatten in Sammlerkreisen auch genannt werden. Längst sind Schallplatten kein Nischenprodukt mehr. Sie zu hören, ist Ausdruck eines neuen, analogen Lebensgefühls.

Bei der Auswahl eines Plattenspielers ist es wichtig, auf gute Qualität der einzelnen Bauteile zu achten. Es zahlt sich aus, vom Sockel bis zur Nadel hochwertige Lösungen zu wählen.

Wenn man sich einen Plattenspieler kauft, sollte man dazu auch gegebenenfalls Vorverstärker, Verstärker, Lautsprecher, Kopfhörer und Reinigungsutensilien anschaffen, damit man möglichst lange Freude an einem gut funktionierenden Gerät hat.

Dann wird es viel Spaß machen, sich seine eigene Sammlung aufzubauen. Das Angebot an Schallplatten ist jedenfalls groß und deckt die unterschiedlichsten Musik-Genres ab.

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